Historie

Die Geschichte des Bremer AntiKolonialDenkmals

Als Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg seine Kolonien räumen musste, spürten besonders Hafenstädte wie Bremen den wirtschaftlichen Verlust. Man hatte schließlich durch den Handel mit den überseeischen Kolonien stark profitiert.

Demzufolge sprachen sich in den 1920er Jahren viele der Bremer Handelsfirmen dafür aus, die deutschen Kolonien zurück zu gewinnen, um den lukrativen Handel, vor allem mit Afrika, wieder aufnehmen zu können. Zur plakativen Unterstützung dieser Absicht und um den Anspruch auf die Kolonien auch öffentlichkeitswirksam zu bekräftigen, plädierten vor allem nationale Kräfte für die Errichtung eines Kolonialdenkmals in Bremen.   –   weiterlesen...




Der Elefant als ehemaliges Reichs-Kolonialdenkmal
Link: Überblick über die Entwicklung von Dr. Rainer Bessling - mehr


Das Monument der Elefant wurde nach einem Entwurf des Berliner Bildhauers Prof. Fritz Behn im Jahr 1931 unter der Leitung des Bremer Architekten Otto Blendermann aus Oldenburger Klinkern gemauert. Der figürlich dargestellte Elefant ruht auf einer 15,00m mal 11,20m messenden und 1,50m hohen Sockelstufe und erreicht eine Gesamthöhe von 10 Metern. Im Unterbau befindet sich eine Krypta, die von der Kopfseite des Monuments durch einige Treppenstufen nach unten zu betreten ist. In dieser Krypta befindet sich im hinteren Viertel ein steinerner Tisch, auf dem ein Buch mit den 1490 Namen der im Ersten Weltkrieg in den deutschen Kolonien gefallenen Soldaten lag.

Nach dem Ersten Weltkrieg sprachen sich viele Handelsfirmen für den Wiedergewinn der ehemals Deutschen Kolonien und dabei besonders für die Rückkehr des Handels mit Afrika (Kamerun, Togo, Deutsch-Ostafrika und Deutsch-Südwestafrika) aus. Die koloniale Arbeitsgemeinschaft Bremen reichte im Jahr 1926 einen Antrag zur Errichtung von einem "Reichskolonial-Ehrenmal" ein. Nach heftigen Debatten in der Bürgerschaft wurde erst im Januar 1931 die Zustimmung gegeben und im Folgemonat durch den Senat bestätigt. Am 7. Juli des Jahres 1932 (ein Jahr vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten) fand die Einweihung des Monuments statt.

Der Bremer Tabakkaufmann Adolf Edouard Lüderitz und dessen Mitarbeiter Heinrich Vogelsang bereiteten den Boden für die Deutsche Kolonialpolitik in West-Afrika, der heutigen Republik Namibia. Nachdem die Reichsregierung unter Bismarck bestätigt hatte, dass sie Lüderitz beim Erwerb von noch unbesetztem Land durch Schutztruppen unterstützen würde schloss Vogelsang im Mai 1883 einen Kaufvertrag mit Joseph Fredericks von Bethanien über den Bereich der heutigen Lüderitzbucht. Im August 1883 erfolgte der Ankauf der Küste vor der Mündung des Oranje-Flusses nebst 20 Meilen in das Landesinnere. Lüderitz ließ dabei (urkundlich festgehalten) den Verkäufer im Irrglauben, es handle sich um die übliche englische Meile, doch im Vertrag wurde verdeckt unter dem Begriff der deutschen geografischen Meile rund das Vierfache beansprucht. Dieser "Meilenschwindel" wurde jedoch zehn Jahre später im Vertrag vom November 1894 zwischen dem Rechtsnachfolger von Lüderitz, der "Deutschen Colonial-Gesellschaft für Südwest-Afrika" auf die alte deutsche Meile vom 15 Meilen auf einem Breitsgrad korrigiert.

Mit seinem Telegramm vom 24. April 1884 stellte Reichskanzler von Bismarck die Landerwerbungen von Lüderitz unter Schutz des Deutschen Reichs. Am 28.10.1884 wurde der offizielle Schutzvertrag zwischen dem Deuten Kaiser Wilhelm I. und Kapitän Joseph Fredericks, Beherrscher von Bethanien in Groß-Namaland geschlossen, in den auch die Kaufverträge von Lüderitz als Artikel 4 ausdrücklich aufgenommen wurden.

Bereits 10 Jahre später kam es zu Konflikten, die den Einsatz der Schutztruppen unter de Kommandeur Theodor Leutwein gegen die von Hendrik Witboi angeführten Nama und 1896 gegen die Ost-Herero notwendig machten. Befördert zum Oberst zog Leutwein 1904 in den Krieg gegen die Herero und Nama.

Als Leutwein die Kolonialpolitik als ?inhumane Sache? kritisierte, wurde er durch General von Trotha ersetzt, der mit der Proklamation vom 2. Oktober 1904 zum vernichtenden "Hererokrieg" aufrief, in dessen Folge die Schlacht am Waterberg in der Omaheke-Wüste nahe des Ortes Okakarara im heutigen Namibia ausschlaggebend war.

Historie: Die Umwidmung des Elefanten als Anti-Kolonial-Denkmal

Der Elefant wurde nach der Umwidmung in ein "Anti-Kolonia-Denk-Mal" am 13. Oktober 1987 und nach dem "Markttag für ein freies Namibia" am 28.8.1988 im Jahr 1989 erstmals umfassend restauriert. Am 18. Mai 1990 eröffnete der damalige Bürgermeister Klaus Wedemeier das große "Namibia-Freiheitsfest" am Elefanten.

Siehe: Heinz Gustafsson, "Namibia, Bremen und Deutschland", Berlin 2003 (Standardwerk zu Namibia/Bremen)
Siehe: "discimus! - Leben-Lernen-Leben", Katalog zur kreativen Offensive von Michael Weisser zum 100-jährigen Bestehen des Hermann-Böse-Gymnasiums, Seite 22-29 und 49-51. Der Katalog ist zu beziehen durch das Sekretariat am Hermann-Böse-Gymnasium.

Mike Weisser & Ralph Saxe Febr/März/April/2008


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