Aktionen 2010

Die Elefantenflüsterin – Gertrud Schleising - mehr

eine freundliche Eroberung des Elefantenmonuments in Bremen
78. Jahre nach der Einweihung des Reichskolonialdenkmals

Besteigung des Monuments und Installation in der Krypta von Gertrud Schleising als Aktion zum Jahrestag der Einweihung des Reichskolonialdenkmals am 6. Juni 1932.

Vernissage am Sonntag, 30. Mai 2010
um 12 Uhr am Elefanten in der Gustav-Deetjen-Anlage

Finissage am Samstag, dem 5. Juni, ab 11 Uhr

Dauer der Ausstellung in der Krypta:
30. Mai bis 5. Juni, die Krypta ist täglich geöffnet von 11 bis 16Uhr.




Die Elefantenflüsterin ist eine freundliche Conquista *

Mit der Performance wird der Begriff „Eroberung“ schillernd visualisiert.
Gertrud Schleising breitet dem Elefanten eine farbenprächtigen Schal
über den Rücken und flüstert ihm etwas freundlich Versöhnliches ins Ohr.
Dem Elefanten als majestätischen Repräsentanten Afrikas wird zurückgegeben, was ihm genommen wurde. Oben angekommen zeigt die Künstlerin Flagge für die Worte:
„Vielfalt, Kreativität und Toleranz“.

Der Flaggenschal

Der Schal ist ein 15m langes Band, das aus den Flaggen jener 15 Staaten besteht, auf deren Territorium sich von 1884 bis 1919 ehemals Kolonien des Deutschen Reichs befanden. Der farbenprächtige Schal rückt das Anliegen des Denkmals wortlos in den Fokus der Öffentlichkeit.

Die Ausstellung in der Krypta

Ein „Votivschatz“ **
verwandelt den Raum in einen pseudosakralen Wallfahrtsort.
Auf den Wandsockeln geben sich textile Figuren ein Stelldichein.
Der papierene Anteil erinnert an Sammelbilder aus alten Alben.
Die Künstlerin hat sie eingebettet in die Ornamentik farbenprächtiger, afrikanischer Stoffe. Die „Rückseiten“ benäht sie mit einheimischen Baumwollstoffen.
Mit allerhand seltsamen Versatzstücken, Kopfbedeckungen und Verkleidungen switchen die Figuren zwischen Mensch und Tier. Einige stapeln sich in akrobatisch verwegenen Pyramiden.

Auf dem Altar ähnlichen Sandsteintisch breitet sich eine fantastische Landschaft aus. Gehäuse und Gehege, Tiere und Aufpasser bevölkern die Fläche.
Auf dem bestickten Altartuch versammeln sich vielerlei Wesen zu „Wohnen mit Elefant“.
Die kleine Tischinstallation wird maßgeblich bestimmt durch Elefantenspielzeuge.
Sie rückt die vielerorts vom Aussterben bedrohte Spezies in den Blick.
Angesichts der illustren, fast paradiesischen Gemeinschaft soll auch des auf unserem Kontinent längst verdrängten alteuropäischen Elefanten gedacht werden.

Die Ausstellung wird von „Elefantenmusik“ untermalt.

Grundsätzlich

Motivation jeder Eroberung ist Besitzen-Wollen.
Der Begriff „Eroberung“ findet seine Anwendung heute häufiger in beziehungsorientierten Zusammenhängen als in politischen Kontexten.
Auch die selbst bestimmte, unbescholtene Aneignung und Erweiterung der eigenen Welt wird gerne als „Eroberung“ bezeichnet.

Gertrud Schleising

in Berlin geboren

1969-1973 - Tanzausbildung

1973–1979 - Freie Malerei HdK-Berlin Prof. Karl Oppermann, Meisterschülerin

1979–2003 - freiberuflich in Berlin

seit 2004 in Bremen - Kontakt: www.gertrud-schleising.net

* Conquista

Eroberung Mittel- und Südamerikas durch spanische Conquistadores Im Prinzip konnte jeder, dem es gelang, finanzielle Unterstützung zu finden, Konquistador werden.
Der Konquistador schloss mit einer eigens zu diesem Zweck eingerichteten Behörde einen Vertrag.
Dieser hatte den Charakter einer Lizenz oder eines Monopols und legte die Rahmenbedingungen für das Unternehmen fest.
Der Lizenznehmer verpflichtete sich zur Erschließung eines begrenzten Gebietes, der Provincia.
Aufgrund der unklaren geographischen Verhältnisse wurde deren Ausdehnung oft unterschätzt…

** Votivschatz
die Gesamtheit der an einem kultischen Ort gesammelten Votivgaben, oftmals auch ein archäologischer Fund, der hauptsächlich aus Votivgaben besteht.
Votiv von lat. „votum“: Gelübde, künstlicher oder natürlicher Gegenstand, der von einem Votanten
einem Gelübde entsprechend an heiliger Stätte dargebracht wird.
Die Votation unterscheidet sich vom Gebet durch ein damit verbundenes Versprechen und die anschließende Darbringung einer Gabe.
Der Vorgang gleicht einem Rechtsakt:
Erfüllt die eine Seite die Bitte, muss die andere ihre Leistung in Form eines Votivs erbringen.


DerElefant! e.V. Bremen 2010




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