Janine Lancker: »Weiße Frucht«
Bremer BuchPremiere
eine Veranstaltungsreihe von Stadtbibliothek Bremen und Bremer Literaturkontor
Freitag, 18. September, 20 Uhr (Einlass 19:30 Uhr)
Krypta unter dem Monument „Der Elefant“ in der Gustav-Deetjen-Grünanlage
Weiße Frucht - ein Lesebuch von Janine Lancker
Mit Illustrationen von Katharina Berndt.
92 Seiten | Softcover
ISBN 978-3-940249-28-9
Berlin (Verlagshaus J. Frank) 2009
Erstaunlich vielseitig zeigt sich die Bremer Autorin Janine Lancker nun zwischen Prosa, Märchenadaption und Lyrik. Die Bildhaftigkeit der Sprache gräbt sich unter die Oberfläche zwischenmenschlichen Handelns und wirbelt soziale Inszeniertheit, derben Schmutz und zugleich Klarheit auf. Die eigenwilligen Texte bedienen sich einer sehr eigenen Poesie und Bildhaftigkeit.
Die Texte bedienen sich einer sehr eigenen Poesie und Bildhaftigkeit. Das Aufbrechen von Sprache, von Bildern zielt darauf ab, Strukturen und Triebe menschlichen Handelns aufzuzeigen, die unter der glatten Oberfläche sozialer Inszenierungen meist versteckt bleiben.
Die aufgedeckten Muster und Brüche greift die Illustratorin Katharina Berndt in ihren Bildern auf und interpretiert sie neu, wodurch ein interessanter Dialog zwischen Bild- und Textsprache entsteht. Die Grafiken werden im Rahmen der Veranstaltung in der Krypta zu sehen sein.
Fotos: Jessica Marina Scholz
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Buchpremiere Janine Lancker: »Weiße Frucht«
Eine Einführung von Peter Abromeit
Janine Lancker, studierte Germanistin & Kulturwissenschaftlerin, bekannt geworden als Mitglied der Autorinnenallianz »Fräulein Schmiss«, hat ihr erstes Buch veröffentlicht: »Weiße Frucht« im Verlagshaus J. Frank in Berlin.
Das ist ein großer und hoffnungsvoller Augenblick. Im Namen aller hier Anwesenden wünsche ich der Autorin, der Illustratorin Katharina Berndt und ihrer beider Produkt Glück auf den Weg. (...)
»Weiße Frucht« ist auf den ersten Blick eine Textsammlung von kurzer Prosa und Gedichten, aber die Verbindung zwischen diesen Texten ist erstaunlich dicht. In welcher Reihenfolge man sie auch liest: überall finden sich offene Enden, die sich lesend verknüpfen lassen zu vexierenden Mustern und Geweben.
»Weiße Frucht« kann eine kandierte Frucht sein … kann eine Made sein im Innern eines reifen Apfels … oder irgendein Obst, dem tiefe Dunkelheit das Chlorophyll entzogen hat … oder der Leib eines Menschen.
Diese Texte schmecken nach Schweiß und Desinfektionsmitteln. Sie transponieren männliche Gewalt und weibliche Kraft in Sprache. In eine Sprache, die oszilliert zwischen der Zeit als die Tiere noch gesprochen haben und der Zeit in der Menschen kaum noch miteinander reden.
Janine Lanckers Sprache ist nicht poliert, nicht einmal gegen Ungeziefer imprägniert. Offne Fugen lassen Einblick ins Gefüge zu. Und wenn einmal die Fingernägel manikürt sind, dann sammelt die Autorin Hornhalbmonde ein. Alice wird zu alles. Alice zwischen Wonderland, Gotham City und Alphaville.
Janine Lancker ist ihren Figuren fürsorglicher zugewandt als ihren Lesern. Ihre Texte wenden sich an ein selbstbewußtes Publikum, das auf Gebrauchsanweisungen verzichten kann.
Insofern sehe ich der heutigen Lesung mit Zuversicht entgegen.
Peter Abromeit / 18. September 2009
© DerElefant e.V. Bremen 2009