Bremer Straßennamen mit Kolonialbezug
Die Benennung von Straßen spiegelt in besonderer Weise die Historie einer Stadt wider. Sie ist aber auch eine Form der Ehrung für Personen und Orte und insoweit ein kollektives geschichtliches Gedächtnis dieser Stadt und ihrer Bewohner. Deshalb gab und gibt es immer wieder Debatten über die Namensgebung, zumal wenn es sich bei den Namensgebern um Personen handelt, die in der Öffentlichkeit umstritten sind. Das kann sich im Laufe der Geschichte ändern. Bis zum Jahre 1945 gab es in jeder größeren Stadt eine Adolf-Hitler-Straße, das ist heute undenkbar. Es gibt auch weniger exponierte Beispiele, die aber immer wieder Anlass sein sollten, sich kritisch mit Straßennamen auseinanderzusetzen.
Dies trifft in besonderer Weise auf Straßennamen mit Bezug auf die deutsche Kolonialgeschichte zu. Die Zeit deutscher Kolonialherrschaft, die 1884 begann und 1919 mit dem Versailler Vertrag endete, ist ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte. Doch diese Zeit wird mit Straßennamen in vielen deutschen Städten immer wieder belebt, sei es in Form von Personen, Orten oder Ereignissen. Der Literaturwissenschaftler Alexander Honold spricht in diesem Zusammenhang von "vergegenwärtigter Vergangenheit" und konstatiert, in der Politik der Namensvergabe spiegele sich die Intention, die koloniale Expansion in das "Weichbild" der Städte einzutragen, "gleichsam wie in eine symbolische Grundbuch-Topographie. Die Demonstration der afrikanischen "Erwerbungen" und ihre Versammlung auf engstem Raume als urbanes Signifikanten-Material sollte eine Kohärenz und Folgerichtigkeit kolonialen Handelns simulieren… Über das Ende der Kolonialzeit hinaus bekunden weitere einschlägige Straßenbenennungen den Impuls, an dieser Vergangenheit zumindest symbolisch festzuhalten und eine melancholische Verlustbilanz einstiger kolonialer Größe zu inszenieren."
In Bremen als Hafen- und Handelsstadt gibt es ebenfalls Straßen mit Kolonialbezug. Das ist folgerichtig, teils legitim, teils aber auch äußerst problematisch. Nachfolgend werden die Straßennamen mit Kolonialbezug in Bremen - ohne Anspruch auf Vollständigkeit -aufgelistet. Dabei ist der Hinweis geboten, dass es sich dabei nicht um eine Wertung handelt, obwohl sich der Name Karl-Peters-Straße eigentlich von selbst verbietet.
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© Gudrun Eickelberg, November 2011